Handgemachter Shitstorm?

Es ist bereits viel geschrieben worden über den Waschmaschinen-Fußball-Spot zur UEFA Frauenfußball EM des ZDF. Von veritablem Shitstorm ist die Rede, von Entrüstung im Netz. Doch der Eindruck täuscht.

Ein Spiel ohne Anfang und Ende

Was wir hier erleben, dürfte der erste Shitstorm der Medien sein: Süddeutsche, Stern, Die WeltFocus, Bild, Hamburger Morgenpost, ExpressMEEDIA, Horizont, Tagesspiegel und viele weitere berichten von dem missglückten TV-Spot ­– und befeuern damit die Entrüstung der sozialen Netzwerke. Die wenigsten Tweets, die man zu dem Thema findet, befassen sich mit reiner Kritik am ZDF und der zugeben unglücklichen Reklame. Die große Mehrheit sind Links zu den einzelnen Medienseiten, die sich des Themas annahmen, und tragen auf diese Weise die Meinung der Journalisten ins Netz. Es ist die alte Geschichte der selbsterfüllenden Prophezeiung: Wenn die Zeitungen schreiben, dass sich das Netz aufregt, kann das Netz sich aufregen und gleichzeitig die Quelle weiterverbreiten. Es ist ein Spiel ohne Anfang und Ende.

Die Rolle der Medien

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Natürlich gab es Reaktionen aus dem Netz zum Spot. Unter #zdf #em2013 oder sammeln sich viele Tweets zum Thema, oft zusätzlich versehen mit dem Hashtag #Aufschrei, der für die Sexismusdebatte steht. Aber während die Medien noch vor einiger Zeit einen Shitstorm erst aus der Distanz beobachteten, analysierten und später darüber schrieben, sind sie heute von Anfang an mit dabei ­– welchen Anteil sie dann am Verlauf der Entrüstung haben, ist schwer einzuschätzen.

Keine Auswirkung auf Facebook

Auf Facebook bekamen die Seiten von ZDF und ZDFsport ohnehin wenig davon ab, bei beiden sind Nachrichten- und Kommentarfunktion ausgeschaltet ­– was für große TV-Sender allerdings nicht unüblich ist. Beide Seiten haben in den vergangenen Tagen weder merklich Fans verloren, noch ging ihr „talking about“-Wert durch die Decke.

 

Reaktionen des ZDF

Das ZDF selbst bezieht Stellung – einerseits ironisch: Die heutige Pressemitteilung zum gestrigen Spiel ist übertitelt mit “Kasten sauber”. Andererseits in den eigenen Reihen: Im heutigen Morgenmagazin kam der Social Media Manager Michael Umlandt zu Wort. Das Video dazu ist hier. Er verspricht, die Kritik ernst zu nehmen, das Feedback zu sammeln und im Haus weiterzugeben. ZDF-Chefredakteur Peter Frey versteht die Aufregung indes nicht: „Ich finde, wir sollten mit der Political Correctness nicht übertreiben“, sagte er im ZDF Morgenmagazin. „Ein Spot soll auffallen und Interesse wecken. Das ist in der Angelegenheit wirklich gelungen. Da guckt man hin – und damit ist die Sache für mich auch erledigt.“

Erledigt ist die Sache fürs Netz und die Medienlandschaft noch lange nicht. Die Links zu den Webseiten der großen Blätter verbreiten sich in ungebremster Geschwindigkeit – und dafür brauchen wir eine ganz neue Kategorie des Begriffs „Shitstorm“.

 

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Artikelbild: ZDF

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