Was passiert auf deutschen Festivals? Wie engagiert sind die Veranstalter auf Social Media? Ist die Community engagiert oder werden die Seiten vor und nach einem Event permanent ignoriert? Viele Fragen, viele Antworten und ein paar interessante Erkenntnisse die wir so nicht erwartet haben.
Ohne Event nix los
Die bekanntesten deutschen Festivals haben natürlich auch die meisten Facebook-Fans. Wacken (364k), Rock am Ring (335k), Summerjam (198k), Nature One (162k) und Hurricane (152k) rennen allen davon. Deichbrand Rockfestival (141k), Love Family Park (139k), SonnneMondSterne (139k) und Rock im Park (136k) folgen. Die internationale Präsenz vieler dieser Seiten sorgt dabei für einen starken ausländischen Zustrom. Eine Gruppe von Kunden die kleine, unbekannte Festivals einfach nicht ansprechen. So fällt der Anteil deutscher Fans für die Seite von Wacken auf 43%, für das Summerjam Festival gar auf 28%. Kleinere Festivals haben häufig eine Quote im Bereich von 90%+, was natürlich die Gruppe an potentiellen Festgängern enorm einschränkt.
Am schnellsten wachsen kleinere Veranstaltungen wie zum Beispiel Umsonsts & Draußen (5%), Pixxen (2,4%), Theatron (2,3%) und Freakstock (2,3%). Die einzige Ausnahme stellt hier das M’era Luna Festival (2,3%) dar. Trotz der bereits gesammelten 60k Fans schafft es die Seite immer noch stetig stark zu wachsen.
Die Anzahl der Posts pro Tag ist logischerweise mit dem Zeitpunkt des Festivals gepaart. Kurz vor, bzw. während der Veranstaltung, setzen viele Seiten mehr als 10 Beiträge pro Tag ab. Alles möglich wird angepriesen. Seien es einzelne Acts…
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der Beginn eines neuen Tages…
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oder eine Hilfestellung für Besucher die noch keine Tickets haben.
Melt! Festival hat einen Link geteilt 16.07.14
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Am meisten zu posten gibt es also während der Festival-Zeit. Deswegen macht es hier auch wenig Sinn den Seiten eine niedrige Anzahl an Beiträgen vorzuwerfen. Ihr Content ist immerhin saisonal bedingt. Allerdings geben sich einige Seiten trotzdem mehr Mühe als andere. Das Melt Festival zum Beispiel hat auch über einen Monat nach Ende des Events immer noch relativ viel Content zum publishen und zeigt, dass es auch anders gehen kann.
Event-Fans und generell Interessierte
Interessant ist ebenso, wie sehr sich die einzelnen Besuchergruppen unterscheiden. Während große Konzerte von allen möglichen Gruppen besucht werden, dreht es sich bei kleinen ja für gewöhnlich eher um eine regionale Crowd. Schaut man sich jedoch mal die Multiplikatoren der Seiten an so fällt einem etwas völlig anderes auf.

Große Konzerte ziehen häufig Gruppen an, die sich eben nicht generell für Festivals interessieren. Der Fan Activity Graph zeigt uns hier ein Bild, welches wir so nicht erwartet haben. Insbesondere die bekannten Seiten werden häufig von Menschen besucht die sich eher im Großraum von Musik und Kultur bewegen, als explizit Festival-Seiten zu folgen.
Die kleinen Seiten hingegen bieten oft ein völlig anderes Bild. Hier interagiert die Community viel häufiger mit anderen Festival-Seiten, versucht so viele Insights zu sammeln wie möglich, und legt den Fokus nicht nur auf eine Veranstaltung im Jahr.

Und dabei handelt es sich eben nicht nur um regionale Veranstaltungen. Das Ozora Festival findet in Ungarn statt, während das Antaris Projekt in Nordrhein-Westfalen abgehalten wird. Kleinere Festivals haben es also nicht nur schwerer auf sich aufmerksam zu machen, sondern müssen ebenfalls mit einem wesentlich härteren Konkurrenz-Kampf umgehen was sowohl das Event selbst als auch die Außendarstellung auf Social Media wesentlich stärker in den Vordergrund rückt, da die Veranstaltung selten von ihrem Ruf getragen wird.
Interessant ist ebenfalls, dass die Größe eines Event starken Einfluss auf die Demographie hat. So haben große Events häufig einen wesentlich höheren Männer-Anteil wohingegen sich kleine Events häufig durch einen balancierten Geschlechteranteil auszeichnen.

Damit wollen wir jetzt nicht sagen, dass alle Events so aussehen wie der Summerjam. Männer haben jedoch auf allen großen Seiten die Oberhand, wohingegen der Frauenanteil bei kleineren Veranstaltungen häufig zwischen 40% und 65% schwankt.
Im Bereich Service sieht es ein wenig wüst aus. Rock am Schloss (100%/24h), Immergut (100%/144h), Rock im Schloss (100%/0,1h), Summer Spirit (100%/11h) liefern gute Leistungen ab, allerdings muss keiner mit wirklich vielen Fan-Posts umgehen. Ein 100%iger Service-Level bei 3 Beiträgen innerhalb der letzten 2 Monate ist also mit einer Prise Salz zu genießen. Die einzige Seite mit einer 100%igen Service-Rate und mehr als 10 Posts wollte keinen Service leisten, sondern den eigenen Ruf bewahren. Bei den Beiträgen handelte es sich nämlich größtenteils um Kundenbeschwerden.
Mit den meisten Posts müssen hier, wie erwartet, die großen Festivals umgehen. Wacken zum Beispiel erhielt in unserem Analyse-Zeitraum 854 Nutzer-Posts, bei einer Service-Rate von lediglich 34%. Hilfestellung wird jedoch geboten und die Beiträge die eine Antwort bekommen erhalten diese auch rasend schnell (innerhalb von ~0,2h). Interessant ist ebenfalls, dass die Seite nahezu keine Beiträge liked. Ein weiterer Grund für ein niedrigeres Service-Level. Wenn man lediglich auf die Nutzer reagiert, denen man eine ausformulierte Antwort geben kann, hat man es natürlich schwer allen zu antworten. Dies ist vielleicht nicht die beste Art mit Nutzer-Beiträgen umzugehen, aber sie ist konsistent und somit wesentlich einfacher zu vertreten.
Twitter wird vernachlässigt, trotz existierendem Potential
Viele Festivals haben keinen Twitter Account. Etwas das leicht zu erklären ist, wenn man sich die Seiten der größeren Veranstaltungen ansieht: Rock am Ring (39k), Wacken (36k), Splash (13k), Rock im Park (12k), Hurricane (11k), Melt (11k) und Summerjam (6,8k) haben wesentlich kleinere Follower zahlen als es auf Facebook der Fall ist. Es macht in den Augen der meisten Veranstalter also vermutlich wenig Sinn, Arbeit in einen Twitter Account zu investieren, wenn der Erfolg eher übersichtlich ausfällt. Ob das die richtige Herangehensweise ist, muss man von Fall zu Fall beurteilen.
Die Anzahl der Beiträge hängt auch hier vom Zeitpunkt des Events ab. Wacken (15), M’era Luna (5), Nature One (4,5), Highfield (4,2), Summer Breeze (2,8) und Rock’n’Heim (2,1) veröffentlichten in unserem Analyse-Zeitraum die meisten Tweets pro Tag. Besonders interessant: Die gesamte Top 10 der erfolgreichsten Beiträge besteht aus Posts des Wacken-Profils.
A song that could be dedicated to the temperatures around here: Sweating Bullets @Megadeth #Wacken
— Wacken Open Air (@Wacken) 2. August 2014
Insbesondere auf Twitter sieht man wie erfolgreich Beiträge an Event-Tagen seien können.

Die Grafik ist jedoch mit Vorsicht zu genießen: Zwar handelt es sich bei den Content am Wochenende um den erfolgreichsten, da dieser sich allerdings nahezu immer um Live-Coverage des Festivals selbst handelt, ist er logischerweise erfolgreicher. Mehrere Seiten haben bereits bewiesen, dass man den Nutzer auch außerhalb der Festival Zeit erreichen kann. Hier sollte also individuell analysiert werden.
Die Art der Anhänge ist extrem ausgeglichen. Viele Bilder, viele Links, viele Status-Aktualisierungen. Dabei kommen Bilder natürlich am besten weg, allerdings sind auch die beiden anderen Typen relativ erfolgreich und werden eben nicht nur der Einfachheit halber verwendet.
Fazit
Viele unerwartete Ergebnisse. Große Festivals ziehen die Massen genauso an wie Sport-Events. Diese werden auch häufig von Gruppen besucht, die sich den Großteil des Jahres nicht für den Sport selbst interessieren. Das beste Beispiel ist hier vermutlich die Fußball Weltmeisterschaft. Selbiges gilt, zumindest auf den Social Media Kanälen, auch für die bekannten Veranstaltungen.
Was am Ende bleibt ist die Erkenntnis, dass insbesondere kleine Festivals einen stärkeren Fokus auf Social Media Kanäle legen sollten. Festivals bieten immer reichlich Stoff für Posts die auch noch nach ein paar Monaten für Begeisterung sorgen können. Es gibt genügend Seiten die dies vormachen, nun gilt es nachzuziehen.
Alle Analysen sind mit Fanpage Karma durchgeführt worden. Auf www.fanpagekarma.com kannst du alle wichtigen Kennzahlen für deine Fanpage oder die Seiten der Konkurrenz berechnen lassen, eigene Rankings erstellen, Seiten miteinander vergleichen und vieles mehr.
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