Letztens bin ich über einen Artikel gestolpert, in dem ein Teenager seine Meinung über diverse Social Media Dienste mit der Öffentlichkeit geteilt hat. Andrew Watts, das ist der Name des jungen Mannes, hat versucht mit diesem Artikel den Experten entgegen zu treten und sich als Jugendlicher, über die ja soviel spekuliert wird, zu Wort zu melden. Ich habe mich nach dem Lesen des Artikels gefragt: “Siehst du das genauso?” und “Ist es hier in Deutschland anders als in den USA?”. Obwohl ich seit etwas mehr als 2 Jahren nicht mehr zu der Gruppe der priviligierten Teenager gehöre, möchte auch ich einmal meine Meinungen und Gedanken zu den unterschiedlichen Social Media Plattformen, und wie ich und Gleichaltrige in meiner Umgebung sie wahrnehmen, teilen und eine Antwort auf die Frage “Was denkst du über Social Media?” geben.
Ich bin 21 Jahre alt, studiere Marketingkommunikation an der design akademie berlin und arbeite seit etwa 1,5 Jahren als Werksstudent bei Fanpage Karma. Ich beschäftige mich in meinem Studium und selbstverständlich auch bei Fanpage Karma viel mit Social Media als Marketinginstrument und kenne somit den Nutzen vieler sozialer Netzwerke aus Unternehmenssicht. In diesem Artikel soll es aber um die privaten Nutzer in meinem Alter gehen und darum, weshalb und wie sie Social Media nutzen und erleben.
Wie Andrew will auch ich als erstes etwas zu Facebook sagen. Anders als er empfinde ich Facebook nicht als “tot”. Es stimmt zwar, dass der Content, den wir selbst kreieren, abnimmt, jedoch wird Facebook durch Inhalte von außerhalb, wie Instagram, YouTube oder Blogs bereichert und bietet dadurch immer etwas Neues zu entdecken.
Der riesige Vorteil, den Facebook darüber hinaus bietet, ist die Suchfunktion (“Facebook me!” ist nicht umsonst zu einem geflügelten Wort geworden) und die Wahrscheinlichkeit jemanden zu finden, den man kennt.
Auch die Möglichkeit, sich in Gruppen zusammen zu schließen und wichtige Dinge in diesen Gruppen zu besprechen, ist klasse. Besonders für Uni-Projekte, die in Gruppen stattfinden, ist diese Funktion unentbehrlich und wird stets geschätzt. Hier werden Ideen und Daten ausgetauscht und geteilt und man verpasst nichts.
“Jeder ist bei Facebook” ist ein Gedanke den man so schnell nicht los wird, wenn man in jeder Vorlesung die Kommilitonen, die vor einem sitzen, durch ihren Newsfeed scrollen sieht. Und tatsächlich empfindet man einen sozialen Druck, auf Facebook sein zu müssen. Ich denke es gibt nur wenige Studenten, die es schaffen, einen Tag nicht online zu sein.
Der Facebook-Messenger ist ebenfalls sehr populär und besonders mit Leuten, die kein iMessage haben oder von denen man die Nummer nicht hat, schreibt man fast nur über Facebook. Deswegen kann ich auch verstehen, warum Facebook den Messenger als Applikation ausgelagert hat. Es ist eine meiner meistgenutzten Apps.
Facebook ist und bleibt (erst einmal) das größte Soziale Netzwerk der Welt und anders als in den USA vielleicht, denke ich wird es hierzulande nicht so schnell den Reiz verlieren.
Instagram halte ich für eines der attraktivsten Netzwerke zur Zeit. Es besticht durch seine Einfachheit und die unkomplizierte Nutzung. Es ist anonymer als Facebook und wird deswegen authentischer genutzt.
Ich kann einfach ein schönes Foto schießen, es mit ein paar Klicks und Filtern noch schöner machen und es teilen. Fotos von anderen kann ich liken und kommentieren. Das ist es. Einfach aber effizient. Es gibt keine Links in Instagram und man wird deshalb nicht mit Content belästigt, den man nicht sehen will und benutzt Instagram deshalb noch viel lieber.
Ein Punkt, den Andrew in seinem Artikel auch angesprochen hat, ist die Quantität der Posts. Die Leute, denen du folgst, bombardieren dich nicht mit Updates ihres Status, Videos oder Links. Sie posten nur Bilder, die ihnen selbst gefallen. Sie bearbeiten sie, um sie noch besser aussehen zu lassen. Dadurch verringert sich nicht nur die Quantität der Posts, sondern die Qualität ist auch wesentlich höher als in anderen Netzwerken.
Wer Instagram nutzt, nutzt es wahrscheinlich aktiver als Facebook. Gerade für Mode- und Beauty-Begeisterte ist Instagram die perfekte Plattform um sich Inspiration zu holen, denn Blogger dieser Kategorien sind ebenfalls oft viel aktiver auf Instagram als auf Facebook beispielsweise.
Twitter ist in seiner Schnelligkeit und Aktualität nicht zu schlagen. Du hast über den “Buschfunk” irgendwie mitbekommen, dass es mal wieder einen Bahnstreik geben soll? Schnell den Hashtag #Bahnstreik eingetippt und du hast alle Informationen, die du brauchst.
Der Nachteil von Twitter ist, dass man nicht wirklich mit seinen Freunden in Kontakt tritt. Nicht viele meiner Freunde in meinem Alter sind auf Twitter aktiv und deshalb nutze ich es vor allem, um Nachrichtenportalen zu folgen und die neuesten Informationen zu bekommen.
Ich denke, dass Twitter eher für professionelle Zwecke genutzt wird. Vor allem Journalisten und Social-Media-Experten tummeln sich auf Twitter. Einige Menschen in meiner Umgebung besitzen zwar einen Twitter-Account, twittern aber eher selten und nutzen Twitter hauptsächlich als Informationsquelle.
Ein weiterer Nachteil: Leute auf Twitter zu finden, um ihnen zu folgen, ist nicht immer die einfachste Angelegenheit und macht einen wichtigen Punkt eines sozialen Netzwerks unnötig kompliziert.
YouTube
YouTube sehen viele als das Fernsehen der Jugend von heute an und dem kann man nur schwer widersprechen. Die Vielfalt auf YouTube ist so groß, dass für jeden etwas dabei ist. Ob Do-it-yourself Videos, Let’s Plays oder Vlogs, alles wird geboten und begeistert viele. Man kann sich stundenlang sämtliche Fail-Compilations angucken und kann immer noch lachen.
YouTube weiß mit seinen Inhalten zu unterhalten, was man vom klassischen Fernsehen ja nicht mehr behaupten kann. Vor allem internationale TV-Formate haben es aber bereits verstanden, dass YouTube ihnen zusätzlichen Erfolg und vor allem Reichweite verschaffen kann.
Auch internationale YouTuber sind hierzulande ein Hit und sammeln auch in meiner Generation immer mehr Follower. Aber auch deutsche YouTuber sind auf dem Vormarsch und man bekommt das Gefühl, dass mit der Anzahl der Follower auch die Qualität vieler Kanäle steigt.
YouTube hat mit seinem Angebot die Welt verändert und da ist es auch fast egal, ob einem die GEMA beim Vorhaben ein Musikvideo zu schauen dazwischen fuscht. Die Alternativen auf YouTube sind zahlreich und auch wenn das Musikvideo gerade nicht verfügbar ist, irgendwo bleibt man trotzdem hängen und guckt und guckt und guckt und guckt…
Vine
Bei Vine habe ich, ähnlich wie Andrew, das Gefühl, dass viele in meinem Alter Vine nutzen, um sich Videos anzuschauen, aber nur wenige kreieren eigenen Content.
Es gibt viele bekannte Viners, aber oft denke ich, dass man von diesen wirklich guten und kreativen Vines zu abgeschreckt ist, um selbst welche zu erstellen, aus Angst selbst nicht kreativ genug zu sein um in gerade einmal 6 Sekunden lustig und unterhaltsam zu sein. Vielen Menschen ist es auch suspekt Videos von sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Für diese Gruppe ist Vine natürlich das völlig falsche Netzwerk.
Der prominente Vine-Content kommt vor allem aus Übersee. Hier in Deutschland gibt es eher eine kleinere Community. Deshalb fällt es meiner Meinung nach sehr schwer, Interaktion aufzubauen. Das ist vielleicht ein weiterer Punkt weshalb sich nur Wenige dazu überwinden, eigene Vines zu posten.
Viele Vines schwirren auch in anderen sozialen Netzwerken umher.Viele Vines zwingen einen regelrecht sie zu teilen, weil sie so gut sind. Compilations dieser kurzen Videos, die, in Endlosschleife abgespielt, sehr an GIFs erinnern sind zum Beispiel auf YouTube ein Hit.
Google+
Google+ ist die Geisterstadt der Social Media Welt. Ich kenne niemanden, der aktiv auf Goolge+ ist. Ich selbst habe, wahrscheinlich wie viele andere, einen Account, weil Ich ein Gmail-Konto habe und auf YouTube bin.
Sicherlich hat auch Google+ seine exklusiven Nutzer, aber das Ziel, Menschen mit einander zu verbinden, kann Google nicht erreichen, wenn das Netzwerk nur eine Hand voll aktive Nutzer hat.
Vergebende Liebesmüh oder ignorante Mainstream-Facebook-Nutzer, fest steht, dass Google+ immer mehr in den Hintergrund gerät.
Ich muss sagen, ich finde es schade, denn einen Vorteil hat Google+ gegenüber Facebook: die Optik. Nach ästhetischen Gesichtspunkten ist Google+ das eindeutig schönere, wenn auch verlassene Netzwerk. Vielleicht entdecken es ja noch ein paar Künstler und Fotografen für sich und dann wird Google+ das nächste hippe Netzwerk; man kann ja nie wissen…
Ein ebenfalls optisch wirklich ästhetisches und aufgeräumtes Netzwerk ist Pinterest. Es überzeugt, ähnlich wie Instagram durch seine Einfachheit. Dinge, die man schön findet, oder Bilder, die man mag, kann man pinnen und auf Pinnwänden sortieren.
Vor allem für Mode, Lifestyle und Design-“Kram” ist Pinterest die perfekte Plattform, um sich Inspiration zu holen oder andere zu inspirieren und mit schönen Bildern zu begeistern. So ist es nicht verwunderlich, dass auch immer mehr Marken aus diesen Bereichen Pinterest für sich entdecken.
Bilder die einem auf Pinterest gefallen, kann man in seinem eigenen Board pinnen oder mit “Gefällt mir” markieren. Außerdem lassen sie sich auch auf Facebook teilen.
Momentan sind es vor allem Frauen, die das Netzwerk nutzen. Auch in meinem Bekanntenkreis finden sich nur ein paar Mode- und Designinteressierte männliche Personen, die auf Pinterest aktiv sind. Aber auf Pinterest darf JEDER seinen Träumen freien Raum lassen und so stellen sich viele Nutzer einen virtuellen Wunschzettel zusammen nach dem Motto “Das kaufe ich mir als nächstes!” oder “So soll mein Haus/meine Wohnung später mal aussehen!”.
Mit seiner neuesten Funktion, in der sich Nutzer gegenseitig Nachrichten schreiben können, versucht Pinterest seinen Nutzern die Möglichkeit zu bieten, sich auf einer noch persönlicheren Ebene zu vernetzen. Auch bei Pinterest bin ich sehr gespannt, wo die Entwicklung hingeht und ob in nächster Zeit noch mehr Menschen das Netzwerk für sich entdecken. Ich bin auf jeden Fall ein Fan von Pinterest.
Tumblr
Tumblr kennen viele, aber wie Andrew in seinem Artikel schon gesagt hat, niemand spricht drüber. Nur wenige, die dir auf Tumblr folgen, wissen wer du bist und nicht viele, die dich kennen, wissen wer du auf Tumblr bist.
Es ist das wohl anonymste, aber vielleicht auch vielfältigste Netzwerk in meiner Liste. Tumblr bietet seinen Nutzern die Möglichkeit, ihren eigenen Blog zu erstellen und zu führen. Egal ob Text-, Foto-, Zitat-, Link-, Audio- oder Video-Beiträge, alles kann auf Tumblr gebloggt und von andern Nutzern gerebloggt oder als Favorit markiert werden.
Man kann seinen Blog gestalten und mit Inhalten füllen, wie man möchte. Dazu bietet einem Tumblr relativ viele kostenlose, bei der Gestaltung des Erscheinungsbildes aber auch kostenpflichtige Möglichkeiten.
Auch auf Tumblr ist es oft der Fall, dass Nutzer in meinem Alter zu faul oder zu unkreativ sind, um eigenen Content zu erstellen und der eigene Tumblr-Blog nur aus Rebloggs besteht. Durch das Rebloggen eines Posts wird das Urheberrecht eines anderen Tumblr-Nutzers nicht verletzt, was viele Nutzer natürlich dazu verleitet, fremden Content im eigenen Blog zu teilen.
Obwohl sich Tumblr vor allem an die 18-24 Jährigen richten soll, bin ich diesem hippen, coolen Netzwerk mittlerweile entwachsen und nutze es nicht mehr. Ich denke, dass die Verwender von Tumblr immer jünger werden und sich eher im Teenager-Alter von 12-18 Jahren wiederfinden.
Fazit
Ich habe in diesen paar Absätzen versucht meine Sicht auf die unterschiedlichen Sozialen Netzwerke zu verdeutlichen.
Die Meinungen und Erfahrungen in diesem Text sind allein meine und weder repräsentativ noch durch irgendwelche Statistiken oder erhobene Daten beeinflusst.
Natürlich gibt es noch etliche Netzwerke, wie Snapchat, reddit, ello etc., die ich nicht aufgezählt habe.
Wenn ihr euch aber für mehr Meinungen interessiert, dann schaut euch auf jeden Fall auch den Artikel von Andrew an, in dem er seine Meinung mit euch teilt. Mittlerweile gibt es auch schon einen 2. Artikel, indem er noch mehr soziale Netzwerke aus seiner Sicht analysiert.