“Juhu, wir haben einen Shitstorm!”
Das könnte sich das Team von True Fruits denken, denn der Smoothie-Hersteller polarisiert gerade heftig in den sozialen Netzwerken. Warum das gut ist? Noch nie zuvor war das Wachstum seiner Profile so groß. Wir haben uns den Effekt von Shitstorms auf das Wachstum von Social-Media-Profilen einmal genauer angesehen.
Das ist passiert
Der Smoothie-Hersteller True Fruits liebt es mit seinen Werbekampagnen zu provozieren. Immer wieder eckt das Unternehmen mit gesellschaftskritischen Anspielungen in seinen Smoothie-Werbungen an. Die Marke sei rassistisch und sexistisch oder wolle sich zumindest auf Kosten von Minderheiten hervortuen, so lauten die Vorwürfe.
Diesen Monat war es wieder so weit. Als True Fruits bekanntgab, dass es seinen schwarzen Smoothie, mit dessen Einführung unter dem Slogan „Unser Quotenschwarzer“ es schon 2016 für Furore sorgte, aus dem Sortiment nehmen werde, wurde erneut eine Lawine wütender Nutzer-Reaktionen losgetreten. Das Unternehmen antwortete mit einem Post, in dem es ausführlich auf alle Anschuldigungen der letzten Jahre eingeht und erklärt, dass es sich bei der Kampagne eigentlich um eine gegen Fremdenfeindlichkeit handele. Der Ton ist allerdings wenig beschwichtigend.
“Aber in einem Punkt, das müssen wir uns eingestehen, sind wir anscheinend diskriminierend! Wir sind diskriminierend gegenüber dummen Menschen, denn dumme Menschen schließt unsere Art der Kommunikation eindeutig aus. Sie ist schlichtweg nicht für Dumme gemacht und wird sie auch nie sein, das tut uns leid.”
Auf den Post gab es 27.000 Reaktionen, 3.300 Kommentare und 4.000 Shares.
Kurze Zeit später wurde eine Petition gegen True Fruits gestartet, die die Gemüter weiter erhitzte und dem Unternehmen noch mehr Aufmerksamkeit bescherte, denn…
There’s no such thing as bad publicity
Ein Blick auf die Social-Media-Kanäle von True Fruits bestätigt diese Aussage. Auf Facebook, Twitter und Instagram sieht man deutlich, dass der Schwall an Nutzer-Interaktionen jeweils einen deutlichen Anstieg der Followerzahl nach sich zieht. Das hat zwei Gründe.
Die Algorithmen der Netzwerke unterscheiden nicht zwischen Befürwortern und Gegnern einer Sache. Jegliche Interaktion auf Posts eines Profils verhilft diesem zu mehr Relevanz. Somit zahlen auch die Gegner positiv auf die Reaktionen und damit die Reichweite ein.
Es werden Nutzer auf die Marke aufmerksam, die tatsächlich mit ihr sympathisieren. Durch die erhöhte Relevanz werden die Beiträge großflächig in den Netzwerken verteilt und von sehr vielen Nutzern gesehen, die unter normalen Umständen gar nicht auf sie aufmerksam geworden wären. Die Chancen stehen gut, dass sich unter ihnen Personen befinden, die die Message der Marke und deren Handhabe des Shitstorms gut finden. Sie entscheiden sich, dem Profil zu folgen.
True Fruits gewann seit Beginn des letzten Shitstorms 1.200 Follower auf Twitter, 8.700 Follower auf Instagram und 5.900 Fans auf Facebook dazu.
Die Follower bleiben
Der Shitstorm diesen Februar war nicht der erste für True Fruits. Schon im Sommer 2016 sorgte das Unternehmen für viel Wirbel mit seiner Kampagne in Österreich. Plakate mit den Slogans “Bei uns kannst Du kein Braun wählen!” und “Noch mehr Flaschen aus dem Ausland” wurden als fremdenfeindlich ausgelegt. Eine Stellungnahme von True Fruits hierzu auf Facebook erhielt große Aufmerksamkeit der Nutzer. 35.000 Reaktionen gab es darauf. Und eine ganze Ladung Follower. In dem Post heißt es, dass man sich ganz bewusst gesellschaftspolitisch äußere, um auf schwierige Themen, in diesem Falle Ausländerfeindlichkeit, aufmerksam zu machen.
“Ob wir mit unserer Kampagne bloß provozieren wollen? Wenn man eine Kampagne gegen Fremdenfeindlichkeit als Provokation empfindet, dann ja.”
Betrachtet man die Entwicklung der Fanzahl von True Fruits in Verbindung mit dem Engagement auf Instagram über einen längeren Zeitraum, so zeigen sich zwei interessante Dinge.
True Fruits, Instagram, Juli 2016 – Februar 2019, Follower (durchgezogen) und Engagement (gestrichelt)
Zum einen bestätigt sich auch hier, dass auf eine Explosion des Engagements immer ein drastischer Anstieg der Followerzahl folgt. Aber was vielleicht noch viel wichtiger ist, die neuen Follower bleiben nach den Shitstorms erhalten.
Fazit
Das Beispiel True Fruits zeigt, dass sich Shitstorms großartig auf die Followerzahlen in sozialen Netzwerken auswirken können, und zwar nachhaltig. Es ist also nichts, wovor man sich fürchten muss. Besser einmal mehr angeeckt und dabei der eigenen Linie treu geblieben, als sich immer in Sicherheit zu wiegen. Man kann nicht allen gefallen, aber nach einem Shitstorm sind die, denen man gefällt wirklich Fans.
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