Vor ca. zwei Wochen haben wir 65 Facebookauftritte der deutschen Olympia-Athleten untersucht und sind zu dem Ergebnis gekommen: Viel los ist da noch nicht. Allzu hart darf man da natürlich nicht sein, schließlich haben auch die Stars des Wintersports nicht annähernd so viel (Selbst-)Marketing-Budget wie z.B. ihre fußballspielenden Kollegen.
Doch während der Spiele, so unsere Hoffnung, würde einiges passieren – wenn auch gedämpft durch die teilweise absurd strengen IOC Social Media Richtlinien. Aber “tagebuchähnliche” Einträge und Bilder (aber keine Videos) waren ja erlaubt und das ist ja schonmal etwas, mit dem man arbeiten kann.
Fans
Innerhalb der letzten Wochen haben die meisten Seiten enorm an Fans gewonnen. Mit nun 309k Anhängern (von 236k Fans) führt Felix Neureuther das Ranking immer noch an, jedoch hat sich der Abstand, zumindest prozentual betrachtet, über die Winterspiele hinweg verringert. Folgen tut ihm Maria Höfl-Riesch mit nun 168k Fans (hoch von 111k Fans), Viktoria Rebensburg (27k auf 34k), Andreas Wellinger (16k auf 33k), Carina Vogt (15k auf 25k) und Andi Birnbacher (17k auf 23k). Durchschnittlich kommen die Seiten auf 13k Fans, eine Erhöhung um 60% im Vergleich zu vor 3 Wochen. Eine beachtliche Entwicklung die hier stattgefunden hat.
Auch das Wachstum hat sich bemerkbar erhöht. Von 8,39% wöchentlich auf durchschnittlich 20.42% während der olympischen Spiele. Doch bei welche Athleten ist dieser Anstieg am deutlichsten zu erkennen? Vornehmlich bei denen, die es geschafft haben Gold zu erringen. Carina Vogts Wachstum stieg auf 160.67% wöchentlich an, am Tag der Medaillen-Vergabe sogar zwischenzeitlich auf 453%. Beeindruckende Ergebnisse.
Der Rest der Top 5 besteht ebenfalls aus Gold-Gewinnern. Natalie Geisenberger folgt mit 99.10%, Felix Loch mit 91.16%, Andreas Wank (69.44%) und Amelie Kober (62.04%). Dies ist ein extrem unterschiedliches Bild zu dem was wir vor den olympischen Spielen beobachten konnten. Die Seiten der Hoffnungsträger wuchsen am schnellsten, viele dieser schafften es jedoch nicht sportlich zu glänzen.
Ein interessanter Fakt ist allerdings, dass Evi Sachenberger, trotz der positiven Doping-Probe, noch ein Wachstum vom 37,12% vorzuweisen hat. Da die Seite jedoch vor kurzem geschlossen wurde ist es uns leider nicht möglich sie näher zu betrachten.
Man kann den Einfluss der Medaillen deutlich ausmachen. Überraschend ist jedoch, dass scheinbar nur der erste Sieg starke Auswirkungen auf das Wachstum hat. Felix Loch zum Beispiel gewann 3 Tage nach seiner Gold Medaille im Einzel auch noch Gold im Team Rodeln. In diesem Zeitraum verzeichnete seine Seite jedoch kein steigendes Wachstum. Eine vergleichbare Entwicklung ist bei der Seite von Erik Lessner zu erkennen. Die Frage ist allerdings: Werden Team-Medaillen weniger geschätzt, bringt der erste Erfolg den Athleten überhaupt erst auf den Bildschirm der Fans oder war die Anzahl potentieller Fans einfach bereits ausgereizt?
Engagement
Wie von uns erhofft stieg das Engagement deutlich an und verdoppelte sich nahezu auf durchschnittlich 6,2% (von 3,3%). Ein Faktor dafür waren natürlich die Siege einiger Athleten. Die Seite von Felix Loch erreichte einen sagenhaften Wert von 38%, gefolgt von Natalie Geisenberger mit 25%, Andreas Wellinger, Björn Kircheisen und Robert Seifert mit jeweils 17% und Maria Höfl-Riesch (16%). Ein deutliche Entwicklung fand auch auf den unteren Rängen statt. Zwar gibt es immer noch Seiten die mit 0% Engagement aufwarten, häufig dadurch erzeugt das die Seite keinerlei Beiträge veröffentlicht, allerdings erreichen nun selbst eher weniger bekanntere Athleten, wie zum Beispiel Jenny Wolf oder Anja Huber, ein Engagement von 3%.
Auch die Post-Interaktions-Werte schnellten in die Höhe. Zwar war der Anstieg nicht ganz so extrem, ein Zuwachs von 9,2% auf 13% ist jedoch trotzdem erheblich. Vor Beginn der Spiele hatten bereits 3 Fanpages mehr als 20% Interaktion. Jetzt sind es 10 Seiten die diesen Wert erreichen. Unter anderem Carina Vogt (35%), Natalie Geisenberger (31%), Andreas Wellinger (29%), Felix Loch (28%), Daniel Bohnacker (24%), Laura Dahlmeier (24%) und Björn Kircheisen (24%).
Posts
Die Anzahl der Beiträge hat ebenfalls zugenommen. Mit 0,4 Posts pro Tag fand ein Wachstum von 33% statt. Zwar ist dies immer noch ein ziemlich niedriger Wert, es handelt sich jedoch trotzdem um eine positive Entwicklung. Insbesondere die Rodler, darunter David Möller (4 Posts pro Tag) und Felix Loch (1,2 Posts pro Tag) engagierten sich wesentlich mehr während der olympischen Spiele als sie dies noch zuvor taten. Sie hatten ja auch allen Grund dazu.
Jedoch auch Athleten die Sotschi ohne Medaille wieder verlassen mussten haben versucht mehr mit der Community zu interagieren. Darunter Isabella Laböck mir 1,9 Posts pro Tag und Patrick Beckert (1 Post pro Tag). Im Großen und Ganzen wurden unsere Erwartungen jedoch nicht erfüllt.
Die erfolgreichsten Posts der Olympiade beschäftigten sich natürlich zum Großteil mit Erfolgserlebnissen der Athleten.
13.00734383
22.947583344
102.9623.6762.705
Doch auch Privates kam weiterhin gut an.
6.996173212
Service
Antwortzeit und Service Level verschlechterten sich hingegen. Auf lediglich 9% der Wall-Posts wurde eingegangen, eine Verringerung um 4%. Die Antwortzeit erhöhte sich um das Doppelte auf durchschnittlich 6,6h. Es wäre zu wünschen, dass sich diese Werte im Laufe der Zeit verbessern bzw. dass überhaupt mehr Seiten für Beiträge von Nutzern geöffnet werden.
Die olympischen Spiele sind zwar ein Grund die Kommunikation mit der Community schleifen zu lassen, denn der Fokus der Athleten liegt selbstverständlich auf den Wettkämpfen. Nach Abschluss der Spiele gilt diese Ausrede jedoch nicht mehr.
Fazit
Die Spiele in Sotschi haben den Sportlerinnen und Sportlern mitunter ordentlich Aufmerksamkeit und auch Fans beschert. Die Verteilung beim Zuwachs ist zwar alles andere als gleichmäßig, aber zumindest die Goldgewinner haben von ihrem Erfolg profitieren können.
Allerdings ist gerade vor dem Hintergrund, dass viele Athleten eben keine “Vollzeitprofis” mit großem Marketingbudget sind, zweifelhaft, ob das Interesse der Fans nutzbringend verwandelt werden kann.
Artikelbild: Atos International – CC-BY-SA