Diese Woche beschäftigen wir uns mit einer Branche, von der man auf den ersten Blick überhaupt nicht erwartet, dass sie sich intensiv auf sozialen Netzwerken engagiert. Doch wie ausgeprägt ist diese Intensität? Versucht man mit diesen Kanälen lediglich Informationen zu sammeln, oder veröffentlicht man selbst tagtäglich Content? Und worauf liegt der Fokus der Beiträge?
Alles Dinge, die wir versucht haben zu analysieren. Wie ein Kommissar eben. Mit Lupe, Trenchcoat und allem Drum und Dran.
Transparenz sorgt für Sympatien
Etwas das uns sofort bei der Erstellung des Dashboards auffiel ist, dass ostdeutsche Städte sich wesentlich schwächer engagieren als es Nord-, Süd- oder Westdeutsche tun. Zwar gibt es im Osten Deutschlands nicht sonderlich viele Kommunen, Dresden oder Frankfurt Oder hätte wir allerdings doch erwartet.
Die Größe der Seiten sorgt für die erste Überraschung. Denn hier führt eben keine der Städte die Liste an, von denen man es erwarten würde. Berlin (6,7k) und Hamburg (10k) reihen sich zum Beispiel auf den unteren Rängen ein, während Städte wie Stuttgart (15k) und Hagen (13k), die Polizei Niedersachsens (26k) und Mecklenburg-Vorpommerns (26k) die Top 5 bestücken. Den Vogel schießt jedoch die Polizei Hannover ab. Circa 113k Fans, mehr als viel Mal so viel wie das auf Platz 2 eingeordnete Präsidium. Warum dies so ist werden wir versuchen zu ermitteln.

Insbesondere die westlichen deutschen Städte stehen beim Wachstum jedoch deutlich vorne. Mönchengladbach führt die Liste deutlich an (5,06%), gefolgt von Rheinland-Pfalz (3,43%), Gelsenkirchen (3,09%), Mannheim (2,73%), der Polizei Niedersachsen (20,4%), Dortmund – Einsatz (2,34%), Hagen (1,91%), Oberhausen (2,27%), Essen (2,23%), Krefeld (1,75%) und Köln (1,87%).
Schaut man sich den Wachstumsgraphen an, so fällt einem sofort ein Event ins Auge. Am 8. Juli hatte die Berliner Polizei ein Wachstum von 23,65%. Doch warum? Am Vortag veröffentlichte die Seite diesen Beitrag:
Polizei Berlin hat einen Status geteilt 07.07.14
10.096
3.981
3.655
Hier sehen wir ein Beispiel dafür, dass negative Berichterstattung nicht immer schlechte PR ist. Das hier geschilderte Video hatte es am Wochenende zu fragwürdiger Bekanntheit mit mehr als 800k Aufrufen geschafft, unter anderem durch die Berichterstattung von Spreeblick und Kraftfuttermischwerk, zwei reichweitenstarke Blogs. Da der Görlitzer Park und seine Umgebung in Berlin gerade nach dem hohen Polizeiaufgebot unter besonderer Beobachtung steht ist es nicht verwunderlich, dass die Berliner Polizei hierzu Stellung nahm. Diese Stellungnahme kam bei den Nutzern an, so dass das Wachstum der Seite prompt durch die Decke schoss. Auch am heutigen Tag hält dieser Trend weiter an (22,52%). Wie lange dies der Fall sein wird, bleibt abzuwarten.
Dieser Post vermittelt jedoch ein grundlegendes Bild der Beiträge. Der Großteil bewegt sich zwischen 600 und 1.200 Zeichen und wird als Status veröffentlicht. Der Fokus liegt also auf der Informationsvermittlung, Erläuterung von Einsätzen und dazu, die Kommunikation zwischen Polizei und Bürger zu verbessern. Ein perfektes Beispiel dafür findet sich hier:
Polizei Mannheim hat ein Bild geteilt 22.06.14
3.891
263
2.507
Schaut man sich die Top Posts so an, dann möchte man meinen, das Bilder allgemein am besten ankommen. Dem ist jedoch nicht so. Zwar wird das Medium am häufigsten zur Verwendung gezogen, es generiert allerdings bei Weitem nicht das meiste Feedback. Die Variationen sind groß und die Polizei engagiert sich hier kräftig in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens. So wird der Auftritt zum Beispiel dazu verwendet effektiv zu fahnden…
Polizei Dortmund – Einsatz hat ein Bild geteilt 01.07.14
84
238
4.192
oder, wie in diesem Fall, den Besitzer eines entlaufenen Hundes auszumachen.
Polizei Oberhausen hat ein Bild geteilt 16.06.14
42
35
1.081
Bilder sorgen für Hinweisflut(?)
Besonders interessiert waren wir daran, welche Art Beitrag am besten ankommt, wofür sich die Nutzer am meisten engagieren und ob es einen Unterschied macht, welches Medium verwendet wird. Dafür haben wir die Beiträge der letzten Woche mit unterschiedlichen Schlagworten versehen.
Fahndung • die Suche nach Zeugen, Besitzern von Haustieren oder strafrechtlich Verfolgten
Information • Einsatzberichte, Umleitungen und Blitzer-Warnungen
Sonstiges • Stellenausschreibungen, mit der WM verbundene Beiträge die sich nicht explizit mit Einsätzen beschäftigen

Zu erwähnen ist, dass wir den Beitrag der Berliner Polizei für diese Statistik entfernt haben. Der Erfolg würde das Bild zu stark verfälschen und den Durchschnitt der zugehörigen Kategorie unangemessen beeinflussen. Grund dafür ist die Tatsache, dass der Post ein nahezu 300%iges Engagement erzielt hat.

Geht man die Ergebnisse nun durch, so fällt einem schnell auf, dass die Beiträge die die Mithilfe der Fans fordern genau diese für gewöhnlich auch erhalten. Wie wir bereits vorher feststellen konnten, kommen Status-Nachrichten am besten an. Das liegt jedoch nicht zwingend am Format. Fahndungen, die ein Bild enthalten, generieren mehr als 4 Mal so viel Feedback wie jene, die keines enthalten.
Das liegt jedoch nicht zwingend daran, dass das Bild einen praktischen Zweck erfüllt. Sehr häufig hat es nämlich überhaupt nichts mit dem Aufruf zu tun, sondern dient vermutlich eher dazu die Aufmerksamkeit zu wecken. Es sei den Seiten also nahegelegt bei Fahndungen häufiger auf Bilder zu setzen. Auch wenn diese kein Fahndungsfoto enthalten, sondern lediglich ein blaues Polizeiauto mit der Aufschrift “Achtung”, ist der Unterschied enorm.
Polizei Karlsruhe hat ein Bild geteilt 08.07.14
12
3
679
Service wird allerdings nicht groß geschrieben. Der Grund dafür ist vermutlich eher das bürokratische Wirr-Warr, als dass die Seite nicht bereit ist zu helfen. Mit Ausnahme der Polizei Münster haben hier alle Pages die Wall Post Funktion deaktiviert. Es ist allerdings zu erwähnen, dass selbst die Option Beiträge zu veröffentlichen nicht unbedingt dazu führt, dass die Leute es tun. Auf 55% der Beiträge reagierten die Beamten, durchschnittlich dauerte dies 3 Stunden. Dabei handelte es sich in den letzten Monaten allerdings nicht mal um ein Dutzend Beiträge.
Am aktivsten ist die Polizei Krefeld mit 4,7 Beiträgen pro Tag. Rheinland-Pfalz (3,4), Oberhausen (3,3), Düsseldorf (3), Dortmund (2,9), Göttingen (2,7), Köln (2,5) und Bonn (2,1) folgen. Sollten sich die Bürger darüber sorgen machen, dass ihre Stadt mehr als viermal so viele Nachrichten veröffentlicht wie zum Beispiel Berlin? Immerhin könnte dies ja implizieren, dass die Polizei dort mehr zu tun hat. Keine Bange! Die meisten dieser Seiten erreichen eine hohe Postfrequenz dank vieler Polizeiberichte. Während die Seiten der größten Städte dazu neigen, lediglich Fahndungen zu posten (oder wie im oben angesprochenen Einzelfall einen Einsatzbericht der viral ging), so veröffentlichen insbesondere die Polizeipräsidien in Nordrhein-Westfahlen sehr viele Informationen abgeschlossener Fälle.
Amüsante Bitten und mäßiger Erfolg auf Twitter
Allerdings sind die Beamten ja nicht nur auf einer Plattform unterwegs. Twitter dient der Polizei ebenfalls als Tor zur Welt. Und genau hier ist die Berliner Polizei am aktivsten. PolizeiBerlinEinsatz und die Polizei Berlin warten hier mit den meisten Followern auf. Insgesamt 23k und 17k an der Zahl. Stuttgart, Frankfurt, Dortmund, Rostock, Köln und Mainz folgen.
Der Absatz an täglichen Tweets ist anständig. Während die beiden Berliner Seiten zusammen auf circa 6,4 Nachrichten pro Tag kommen, schafft es die Dortmunder Polizei auf 3,5, Köln auf 1,9, Münster und Rostock auf 1,2 und Mainz auf 1,1. Die Top Beiträge werden hier fast einzig und allein von der Berliner Polizei geliefert. Dabei handelt es sich teilweise um Bilder, teilweise um Links zu Facebook Artikeln aber auch manchmal um solche Nachrichten…
Bitte unterlassen Sie für eine entspanntere Zwischenkundgebung am #Oplatz die Flaschenwürfe auf unsere Einsatzkräfte. #Ohlauer ^yt
— Polizei Berlin (@polizeiberlin) July 5, 2014
Wir fragen uns, ob die Berliner Polizei diesen Tweet mit einem Augenzwinkern geschrieben hat, denn zu erwarten, dass gerade die Leute die einen mit Flaschen bewerfen, dem Twitter Account der Polizei folgen, ist unserer Meinung nach doch eher unwahrscheinlich.

Überraschend ist jedoch, so fanden zumindest wir, dass am Wochenende kaum Content veröffentlicht wird – dass am Wochenende mehr passiert als unter der Woche ist zumindest etwas, das wir subjektiv erwarten würden.
Retweets und Antworten werden größtenteils vermieden. Lediglich 8,4% machen Content aus, der nicht explizit von den Seiten veröffentlicht wurde. Der Großteil der Seiten setzt allerdings immer noch auf Facebook und der Erfolg scheint ihnen Recht zu geben. Zwar gibt es vereinzelt Seiten die mit hohem Engagement aufwarten können, unter Anderem die Polizei Berlin mit 0,6% und PolizeiBerlinEinsatz mit 0,4%, die anderen Profile schaffen es jedoch nicht an diese Werte heranzukommen.
Alles in allem handelt es sich bei den Twitter Posts natürlich um weniger detaillierte Beiträge die in den meisten Fällen auf Artikel verweisen.
Fazit
Es ist alles andere als verwunderlich wie sehr sich die Polizei auf den sozialen Netzwerken engagiert. Die Kommunikation mit der Bevölkerung ist dank dem Internet schneller, sicherer und umfangreicher. Fahndungen können schneller verbreitet werden, was hoffentlich zu einer höheren Aufklärungsquote und schnellerem Gewinn von Informationen führt. Was bleibt ist ein positiver Eindruck und die Bitte, Fahndungen doch bitte häufiger mit Bildern zu veröffentlichen. Je mehr Leute die Beiträge wahrnehmen, desto schneller können einem brauchbare Informationen zugespielt werden.
Übrigens: Sollte jemand Statistiken diesbezüglich besitzen, wären wir durchaus daran interessiert zu sehen, wie stark der Einfluss von Facebook und Twitter auf die der Polizei bereitgestellten Informationen ist. Passend dazu wären wir nämlich in der Lage die Daten mit unseren Listen abzugleichen, um zu sehen ob das Engagement im Internet mit einer schnelleren Informationsgewinnung korreliert.
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Artikelbild: blu-news.org – CC-BY-SA